27.11.2022 Alpenüberquerung von Appenzell - Chiari
Erste Alpenüberquerung 2022/23
Mit Spannung verfolgen wir seit einigen Tagen die Wetterinformationen, damit wir keine Gelegenheit für eine Ballonfahrt nach Italien verpassen.
Das Wetter ist ein Teil, alle Beteiligten in kurzer Zeit zu organisieren, das Andere. Bereits ab Dienstag ist die Möglichkeit für ein gutes Zeitfenster am Sonntag zu erkennen.
Noch warten wir ab. Es ist nun Mittwoch und immer noch sind die Winde in grosser Höhe für die Fahrt gegeben.
Nun geht es ans organisieren.
Mit Balthasar Wicki ist diesmal ein zweiter Ballon Pilot dabei. Balz übernimmt den Funkverkehr mit der Flugsicherung. Und ich steuere unseren neuen Ballon von Appenzell nach Chiari in Italien.
Edgar und sein jüngster Sohn Manuel werden uns dieses mal nachfahren und uns in Italien wieder auflesen.
Nach ein, zwei Mail und Telefongesprächen sind auch schon unsere Gäste Daniel, Alina, Uli und Max in Kenntnis, dass sie den ersten Advent im Ballonkorb hoch über den Alpen nach Italien verbringen dürfen.
Alles steht bereit für unsere Reise und am Vorabend kann grünes Licht gegeben werden, so das am Sonntag das Abenteuer starten kann.
Früh am Morgen um 05.30 ist Treffpunkt in Andwil. Pünktlich können wir mit dem eingepacktem Ballon und unseren heutigen Gäste nach Appenzell fahren und den Ballon auf dem Brauereiparkplatz ausrüsten. Dies braucht für diese Fahrt etwas mehr Zeit. Mehr Gas, Sauerstoff für die Gäste und uns Piloten. Alles muss am und im Korb verstaut werden. Um 07.55 Uhr ist es soweit und es geht los. Unser wunderschöner, neuer Ballon hebt ab und macht sich auf die erste Auslandreise. Schon bald, liegt das Alpenpanorama vor und unter uns. Balz macht einen fantastischen Job und führt uns durch den gesicherten Luftraum in die Po Ebene. Wir müssen die schnellen Winde etwas suchen, und gehen bis auf 6470 Meter über Meer. Unsere Route geht über den Malbun, Heidiland, Arosa, Davos, St. Moritz, Morteratsch, nach der Landesgrenze über Sondrio bis östlich von Bergamo in Italien. Hier ist viel los und der Controller der Flugsicherung Bergamo macht einen tollen Job.
Jeder Flieger im Anflug wird auf uns hingewiesen. Der Rynair Pilot von London kommend meinte cool: "Easy, der grosse Ballon ist unübersehbar!" Und so steuert er seine Boeing 737 um uns herum und landet in Bergamo. Die Bilder der Passagiere dieses Fluges wären bestimmt toll.
Nun ist es auch schon an der Zeit uns nach einem Platz für die Landung umzusehen.Die Po Ebene ist bekannt für die intensive Landwirtschaft. So gibt es nicht viel Landemöglichkeiten. Und doch finden wir ein Plätzchen.
Nach der Landung stehen wir neben der Strasse auf dem Acker. Es stehen ungeordnet Maispflanzen, gut kniehoch,
ideal für die neue Ballon Hülle, denn so liegt sie nirgends am Boden auf. Gefühlt fünfzig Zuschauer helfen beherzt mit, dass die Hülle auf die trockene und saubere Strasse getragen wird. Balthasar hat dies in perfektem italienisch organisiert.
Das zusammen Packen aller Geräte nimmt wieder etwas Zeit in Anspruch und verkürzt so, das Warten auf Edgar und Manuel. Damit wir den Ballon nicht unter den Arm nehmen müssen, bringen sie bereits nach eineinhalb Stunden das Auto und den Anhänger souverän zum Landeplatz. Die italienische Gastfreundschaft ist bemerkenswert, denn wir werden von einer jungen Frau darauf aufmerksam gemacht, dass ihre Mutter gleich um die Ecke das beste Essen weit und breit kocht. Wir folgen gerne ihrem Rat und werden in einem unscheinbaren Lokal, mitten auf dem Land verwöhnt mit Salami Pasta und Allem was die Landwirtschaft der Region um Bergamo hergibt. Dazwischen wurden wir mit Fragen überhäuft, schliesslich landet nicht oft ein Heissluftballon aus der Schweiz in dieser Gegend.
Üblicherweise bleiben wir über Nacht in Italien und geniessen das italienische Dolce Vita und die herzliche Gastfreundschaft.
Leider stehen am Montag wieder Verpflichtungen in der Schweiz an, so sind wir im Anschluss an das Festessen leider schon wieder auf dem Rückweg in die Heimat.
In Bellinzona machen wir beim Bahnhof halt und verabschieden uns von Uli. Sie reist mit dem Zug nach Basel. Wir fahren über die San Bernardino Route ins thurgauische Andwil zurück. Ein langer Tag mit unglaublich vielen, tollen Eindrücken geht zu Ende. Herzlichen Dank an Alle meine Gefährten an diesem 'Buon Giorno'.