18.11.2023 Alpenüberquerung 323km Erlebnis über Berg und Tal
Erste Alpenüberquerung im noch jungen Winter 2023/24
Gespannt beobachten wir die Wettervorhersagen, möchten wir doch endlich wieder in die Luft. Seit einigen Tagen verspricht die Aussicht auf ein kurzes Zwischenhoch am Samstag, 18. November 2023 mit einer Nordwindlage perfekte Bedingungen für eine Alpenüberquerung aus dem Appenzeller Land. Einige Dinge müssen zusammenspielen damit eine Alpenüberquerung gelingt. Start und Landeplatz sollten keinen Bodenwind aufweisen. Keine Bewölkung auf 3000-6000 Metern über Meer die Sicht beeinträchtigen und es sollte eine Reisegeschwindigkeit von etwa 80-120 Kilometern die Stunde erreicht werden, dass wir in 3-5 Stunden die Querung durchführen können.
Bis es dann so weit ist, sind noch einige organisatorische Vorkehrungen zu treffen.
Bruno und Walter werden als Verfolger organisiert, um uns in Italien in „der Poebene“ wo auch immer es uns hintreibt, mit unserem Bus abholen. Damit wir den Ballon anschliessend an die geplante Alpenüberquerung auch wieder sicher zurück in die Schweiz bringen können.
Balthasar Wicki, ein befreundeter Ballonfahrer, ist bei dieser Fahrt für die Verbindung zur Flugsicherung mit im Korb. Mit Freude begleitet er uns auf diesem Abenteuer und bringt seine Lebensgefährtin Nicole mit.
Auch zwei Fluggäste, die mit uns dieses Erlebnis teilen möchten, sind schnell in unserer Kartei gefunden. Elsi und Gebi freuen sich auf diese exklusive Ballonfahrt, die in Schönengrund beginnt.
Drei Sauerstoffflaschen für uns und unsere Gäste, dies sind drei unabhängige Systeme für je zwei Personen Werden bereitgestellt.
Am Freitag ist ersichtlich das alle Komponenten für uns passen. So freuen wir uns auf Samstag.
Auch wenn der Winter langsam Einzug hält, reicht der frische Schnee noch nicht bis Schönengrund. Durch das Aufklaren in der Nacht ist der Boden etwas gefroren.
Mit meinem erfahrenen Team rüsten wir den Heissluftballon ca 500l Propan Gas in acht Flaschen aus. Der Proviant heisser Tee und äs Iklemmts bringt jeder selber mit.
Zu Beginn der Fahrt um 8.40 lässt uns der Wind nach Osten treiben. Stetig steigen wir weiter und schon bald dreht der Wind nach Südosten. Bereits hoch über dem Alpstein dreht der Wind kräftig auf und erreicht um die 100kmh. Ausser dem in regelmässigem Abstand fauchenden Brenner geniessen wir die Ruhe hoch oben auf etwa 4800müMeer.
Vor uns liegt der in den Tagen zuvor, tiefverschneiten Alpenbogen in prächtigem Sonnenschein. Die Alpentäler unter uns zeigen sich in saftigem Grün. Ist es auch im November deutlich zu warm.
Unsere Reisehöhe mit 4000 Meter über Meer, geniessen wir bis etwa Davos. Denn so können wir die Bergwelt unter uns fast greifen. Das vor uns gelegene Bernina Massiv erfordert es, das wir mit unserem Ballon etwas steigen. Liegt doch der einzige Viertausender der Ostalpen, der Piz Bernina mit seinen 4048 Metern in diesem beeindruckenden Massiv.
Von Skyguide haben wir schon im Vorfeld die Freigabe bis FL 180, dies entspricht zirka 5800 Meter über Meer, erhalten.
Wir sind so schnell unterwegs, dass wir in kurzen Abständen bekannte Orte; Buchs, Sargans, Landquart, Chur, Prättigau, Davos, Samedan, Bever und den Berninapass überqueren.
Schon bald werden wir an die italienischen Fluglotsen weitergeleitet. Wir sind gespannt was am Funk bei den Nachbarn alles zu hören ist. Über Funk können wir nun mithören. Witzig gerade dann, wenn sich ein Flugkapitän eines Linienflugs verwundert erkundigt, dass da ein Ballon in grosser Höhe sei und ob der das dürfe, wurde ihm mitgeteilt, dass alles seine Richtigkeit hat. Bei uns zauberte diese Anfrage ein Schmunzeln ins sonst schon strahlende Gesicht.
Wir fahren immer noch zügig mit etwas über 100 Kilometer die Stunde auf einem Flightlevel von etwa 175 in Richtung Emilia-Romagna bis zum Fluss Po, dem mit 625 Kilometer längsten Fluss in Italien. Nach einer langen Trockenzeit, in der die Landwirtschaft in der Po-Ebene massiv gelitten hat, durch die sich das Gewässer nördlich von Modena durch die grossen Ebenen Richtung Adria schlängelt, führt der Fluss im Moment einiges an Wasser.
Ohne zu heizen, steigen wir ab um rechtzeitig, bis auf Baumwipfel Höhe das sinken zu stoppen, um einen geeigneten Landeplatz zu finden. Nun sind wir wieder im Ausgleich und lassen uns mit zügigem Westwind über Fernsehantennen, Dächer und noch ein kleines Waldstück treiben. Gleich dahinter gibts eine perfekte Fläche zum Landen. Hier wimmelt es von Hasen, denn überall hoppeln sie um ihr Leben vor dem fauchenden Ungetüm, unserem Ballon. Schon stehen wir am Boden und werden vom Wind etwas unsanft umgeschubst und so kommen wir in den Genuss, auf allen Vieren aus dem Korb zu kriechen. Nach knapp vier Stunden beenden wir unsere sensationelle Fahrt auf italienischem Boden.
Nun ist es Zeit nachzufragen wie es bei unseren beiden Nachfahrern, Bruno und Walter auf der Strasse aussieht und erfahren, dass sie auf dem Weg von Chiasso über Mailand nach Modena zu uns unterwegs sind. Wir verpacken in der Zwischenzeit den Ballon. Und geniessen noch ein wenig das Erlebnis. Da der Landweg nicht so direkt ist und ihre Fahrtgeschwindigkeit nicht ganz so schnell, fahren sie zwei Stunden später bei uns auf die Wiese. Im Nu ist der Ballon mit Hilfe aller Gäste und Helfer auf den Hänger geladen.
Wir fahren noch eine Stunde bis Mantua zu unserem Hotel. Beim gemeinsamen Nachtessen lassen wir diese traumhafte Fahrt über die Alpen noch ein wenig Revue passieren und Alle die uns im Korb begleitet haben werden noch lange von dieser rasanten Ballonfahrt mit über 100 Stundenkilometern schwärmen können.
Am nächsten Tag geht die Heimreise über Mailand, Chiasso, San Bernardino zurück in die Ostschweiz. Wohlbehalten und dankbar verabschieden wir uns nach einem gelungenen Weekend in der Luft.